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Wenn ein Gnu den Schießstand quert

Vor Kurzem nahm Uwe Eggert vom Bogensport-Club Wustweiler an den Weltmeisterschaften im Feldbogenschießen in Südafrika teil – Safari-Erlebnis inklusive.



Als Uwe Eggert vor rund 20 Jahren zum ersten Mal auf dem afrikanischen Kontinent Urlaub machte, schwor er sich, dass er eines Tages zurückkommen würde. Anfang Oktober 2018 war es endlich soweit. Nach einer fast 20-stündigen Reise, die ihn rund 9000 Kilometer in den Süden brachte, stieg er aus dem Flugzeug und setzte auf dem Flughafen im südafrikanischen Johannesburg nach zwei Dekaden wieder einen Fuß auf den Boden des schwarzen Kontinents. An seinem Reiseziel angekommen war er da aber noch nicht.
Vom Flughafen aus ging es mit einem „abenteuerlichen“ (Eggert) Bus rund 120 Kilometer nach Südwesten in Richtung des 40 000-Einwohner-Städtchens Potchefstroom – und von dort noch ein paar Kilometer weiter gen Süden zu seiner wahren Destination: der Elgro River Lodge am Rande des über 1120 Kilometer langen Flusses Vaal in der Nordwestprovinz. An Urlaub dachte Eggert da noch nicht. Denn bevor sich der Saarländer der Entspannung widmen konnte, nahm er bei den Weltmeisterschaften der International Field Archery Association (IFAA) im Feldbogenschießen teil – als einer von 33 Deutschen unter knapp 400 Teilnehmern. Und als einziger Saarländer. Mit Erfolg: Mit dem Weltmeistertitel in der Veteranen-Klasse kehrte er ins Saarland zurück. Sein wichtigster Begleiter über diese Tage war sein Arbeitsgerät, ein sogenannter Recurvebogen. „Das ist der olympische Bogen, so wird er auch bei den olympischen Spielen verwendet“, erklärt Eggert. Das heißt: ein technisch hochentwickelter Bogen mit Visier und Stabilisatoren. Wert: rund 2000 Euro. Der Begriff „Recurve“ bezeichnet die Form. Die Wurfarmenden sind beim Recurvebogen zurückgebogen und zeigen im entspannten Zustand vom Schützen weg.
„Ich habe das Glück gehabt, dass ich dort teilnehmen konnte. Schließlich muss man das alles selbst bezahlen“, berichtet der Schütze vom Bogensport-Club Wustweiler. Sein Tagesablauf? „Jeden Morgen um 5 Uhr aufstehen, um 7 Uhr die Abholung zum Parcours. Wir haben an fünf Tagen in Folge von 9 bis 17 Uhr geschossen – bei einer Hitze von 37 Grad“, beschreibt er die brutalen äußeren Bedingungen.
Geschossen wird grundsätzlich in einer Gruppe von ähnlich starken Schützen auf einem Parcours, welcher aus 28 Zielen besteht, die in einer Entfernung von sechs bis 73 Metern aufgestellt sind. Pro Ziel werden jeweils vier Pfeile abgefeuert. „Wenn man am Tag auf 28 Scheiben vier Pfeile schießt, sind das über 100 Pfeile am Tag. Das ist schon sehr anstrengend“, meint der 55-Jährige. „Das ganze fünf Tage lang – es ist schon eine Kunst, das durchzustehen.“ Einzige Ausnahme bildet die sogenannte Tierbildrunde, bei der nur bis zum ersten Treffer geschossen wird.
Die geographische Lage auf rund 1500 Metern über Null erschwerte seine Arbeit zusätzlich. „Auf dieser Höhe ist das Pfeilflug-Verhalten ein ganz anderes als in Wustweiler. Man muss sich zuerst ein, zwei Tage einschießen, bis man weiß: Jetzt treffe ich wieder“, sagt Eggert.
Aber diese Strapazen, der Flug, das frühe Aufstehen, die unerbittliche Hitze und die sengende Sonne, all das war es wert. Nicht nur wegen des Erfolgs. Vielmehr wegen der Erfahrung. Denn wo kann man schon seinem sportlichen Hobby nachgehen und gleichzeitig ein Safari-Erlebnis hautnah erfahren? „Draußen im Freien zu schießen, ist die wahre Pracht. Es waren jetzt keine Raubtiere dabei. Aber da liefen Kudus, Giraffen, Warzenschweine, Zebras, Strauße herum“, erzählt der Schütze. „Da lag dann auch mal eine Antilope, die dann aufgestanden ist, als wir zehn Meter nebenan waren. Die sind einem auch nicht in die Quere gekommen. Gut, einmal kam ein Gnu quer über den Platz geschossen“, scherzt er. Der tierische Querfeldeinlauf verlief aber ohne weitere Zwischenfälle. Wie auch der Rest seiner Reise, den er mit einem kleinen Privaturlaub in und um Kapstadt beendete.
„Das war ein einmaliges Erlebnis, toll. Alle sind super herzlich. Die Leute benehmen sich, als wären sie gute Freunde. Das ist das herausragende an dem Sport. Ich habe noch nie wildfremde Leute kennengelernt, von denen man sich nach nur fünf Tagen als Freunde verabschiedet hat“, schwärmt er und bringt eine kleine Anekdote hervor: „Ein Schmankerl am Rande: Es werden immer T-Shirts getauscht. Mein Trainer hatte mich darauf vorbereitet und gemeint: Du musst immer ein paar T-Shirts mitnehmen. Die tauschen da hin und her, das ist unvergleichlich“, erzählt Eggert. „Gleich am ersten Tag kam schon ein Australier auf mich zu und meinte: Hey, nice shirt.“ Aus Down Under stammt seine Textil-Trophäe, die er mit nach Hause brachte, nicht. Stattdessen ist Eggert nun stolzer Besitzer eines Shirts aus Sambia. „Man ehrt dieses Shirt. Man trägt es auch hier. Auch, um zu zeigen, wo man schon war“, sagt er. „Davon erzähle ich bestimmt noch in vielen Jahren.“
Quelle: SZ

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